Nordic-Walking-Stöcke
Das erste Mal, dass ich von der Existenz des Nordic Walking hörte, war vor Jahren während eines Urlaubs in Österreich. Bekannte aus dem Dorf, in dem ich oft gewesen war, kamen täglich mit festen Schritten an meiner Wohnung vorbei. Schon von weitem konnte man sehen, dass es ihnen gut getan hatte: Sie hatten viele Kilos abgenommen.
Zurück in den Niederlanden, war der Sport auch hier schnell auf dem Vormarsch. Die Nordic-Walking-Stöcke standen auf meiner Wunschliste für Sinterklaas, und zu meiner großen Freude konnte ich mich nach Heiligabend stolze Besitzerin von zwei Prachtexemplaren nennen. Ein Bekannter hat mir die Tricks des Nordic Walking beigebracht, und danach bin ich auf eigene Faust losgezogen. Ich weiß nicht, warum, aber es fühlte sich ganz anders an, als ich es erwartet hatte. Wahrscheinlich schaute niemand überrascht, und doch fühlte ich mich besonders unwohl. Was mir in Österreich sehr cool erschien, kam mir hier sehr bürgerlich vor. So landeten meine schönen Stöcke in einer Ecke.
Vor zwei Jahren fuhr ich mit meiner Familie wieder nach Österreich in den Urlaub, und nun schienen dort plötzlich alle Touristen mit Nordic Walking Stöcken unterwegs zu sein. Schon von weitem hörten wir sie kommen: tick, tick, tick. Wir machten uns darüber lustig, das Ticken begann uns zu nerven, ich nahm mir fest vor, mich nie wieder mit diesen Stöcken einzulassen. Bis zu diesem Jahr. Zusammen mit Sohn und Tochter war ich in den Bergen unterwegs und ja, sie waren wieder da: tick, tick, tick. Wieder scherzten wir, es ärgerte uns, wenn wir in manchmal atemloser Stille das Ticken wieder näher kommen hörten, aber dann kam der Moment, als wir bei einer Wanderung auf eine felsige Stelle stießen, die vom Wasser tief erodiert war. Dadurch war eine breite Schlucht entstanden, die ebenfalls von unzähligen losen Steinen umgeben war. Neidisch blickten wir auf ein paar Wanderer, die mit Nordic-Walking-Stöcken ausgerüstet, diese Schlucht mühsam durchqueren konnten. Wir betrachteten die Sache von allen Seiten und kamen zu dem Schluss, dass es ohne Stöcke unverantwortlich wäre. Es gab keine andere Möglichkeit als umzukehren. Das war der Moment, in dem ich beschloss, dass meine Stöcke ihre längste Zeit unter dem Staub verbracht haben. Nächstes Jahr dürfen sie mich begleiten: tick, tick, tick.