Eine neue Periode beginnt
Seilbahnen für den Personenverkehr
Bisher dienten die Seilbahnen hauptsächlich dem Transport von Rohstoffen oder anderen Materialien, die einen Berg hinauf oder hinunter transportiert werden mussten. Für den Personenverkehr gab es noch keine Seilbahnen. Man war allgemein der Meinung, dass es unverantwortlich sei, sein Leben von einem einzigen Kabel abhängig zu machen.
1898 zeigte die Mailänder Firma Cerretti & Tanfani auf einer Messe in Wien, dass der Personenverkehr tatsächlich zuverlässig sein kann. Für diese Messe hat die Firma eine für Menschen einfache Seilbahn gebaut.
Da man in Europa der Nutzung von Seilbahnen für den Personenverkehr noch große Zurückhaltung entgegenbrachte, wurden zunächst nur Seilbahnen mit Mehrere Drahtseilen gebaut. Dies sorgte für zusätzliche Sicherheit und machte die Nutzung einer Seilbahn zuverlässiger.
Seilbahn Bozen - Kohlern
Da die Menschen Angst davor hatten, eine Seilbahn zu benutzen, wurden damals verschiedene komplizierte Systeme entwickelt, die sich als sehr schwierig zu bedienen erwiesen. Weil diese Systeme so schwierig waren, konnten sie nicht überall problemlos eingesetzt werden. Die einzige Seilbahn, die ein einfaches System nutzte, die Seilbahn von Bozen auf den Kohlern (1908), musste erneut abgerissen und durch ein „zuverlässigeres“ System ersetzt werden. Bleichert wurde mit dem Bau dieser Seilbahn beauftragt. Dank endloser Tests durch die österreichische Regierung konnte die neue Seilbahn jedoch erst am 10. Mai 1913 in Betrieb genommen werden. Diese Seilbahn bestand aus 2 Kabinen, 2 Tragseilen und 2 Zugseilen. Die erste Variante von 1908 nutzte Holzstützen, während diese neue Variante Eisenstützen nutzte. Beide Kabinen bieten Platz für 22 Personen. Die Bergstation lag auf einer Höhe von 1608 Metern und es musste ein Höhenunterschied von 834 Metern überwunden werden.
Seilbahnen aus dem Ersten Weltkrieg
In der Zeit des Ersten Weltkriegs bestand kein Bedarf mehr an Seilbahnen für den Personenverkehr. Die Produktion kam völlig zum Erliegen. Auch in den folgenden Krisenjahren kam die Produktion von Seilbahnen nicht mehr in Gang. Im Jahr 1924 wurde erneut die erste Gondelbahn zur Personenbeförderung gebaut. In dieser Zeit folgten etliche neue Seilbahnen, doch damit war Schluss.
- Deutschland – Schwebebahn Fichtelberg (22.12.1924)
- Frankreich – Chamonix (1924)
- Italien – Meran – Hafling (30.10.1923)
Das Besondere an der Seilbahn zwischen Meran und Hafling war, dass sie nur 1 Tragseil und 1 Zugseil nutzte.
Die Entwicklung neuer Seilbahnen kam in dieser Zeit nahezu zum Erliegen. Der Bau neuer Standseilbahnen und Transportseilbahnen kam jedoch völlig zum Erliegen. Immer mehr Lkw wurden für den Güterverkehr und Busse für den Personentransport eingesetzt, wodurch Standseilbahnen überflüssig wurden.
In der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gab es sporadisch Nachfrage nach Seilbahnen. Wenn es eine Nachfrage gab, dann für Seilbahnen ins Hochgebirge.
Seilbahnen nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es an der Zeit, die Schäden zu begutachten. Auch die Seilbahnen blieben von Bombenangriffen und Artilleriebeschuss nicht verschont. Einige Seilbahnen wurden völlig zerstört und mussten komplett neu aufgebaut werden, diejenigen, denen es besser ergangen war, mussten wegen mangelnder Wartung saniert werden. Die Nachfrage nach Seilbahnen für Güterverkehr war zusammengebrochen, die Nachfrage nach Seilbahnen für den Personenverkehr stieg jedoch enorm.
Wintersport
Die Menschen hatten immer mehr Zeit für Freizeit und so entstand ein neuer Markt, der des Urlaubs. Die Menschen spendierten immer mehr Geld und zusätzlich zu den traditionellen Sommerferien gab es eine Nachfrage nach Wintersportferien. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden und auf den neuen Trend zu reagieren, mussten die Alpengemeinden in Seilbahnen investieren. Es ging um mitmachen oder aussteigen. In der Zeit von 1960 bis 1985 wurden in den verschiedenen Tälern Pendelbahnen und Sessellifte gebaut.