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Selbstüberschätzung

Selbstüberschätzung am Jenner - Bergundbahn.com

Ein weiter Weg vom Jenner

Es war einer unserer ersten Urlaubstage und um die vierunddreißig Grad, als ich mit meiner Tochter vom Jenner in Süddeutschland hinunterwanderte. Wegen der Hitze waren wir so klug gewesen, uns mit der Jennerbahn hochfahren zu lassen und dort den atemberaubenden Blick auf den Königssee zu genießen.

 

Ausgeruht und mit reichlich Trinkwasser versorgt, traten wir die Rückreise an. Wir besprachen unsere Wünsche für die kommenden Tage: ein Besuch des Kehlsteinhauses, das Hitler zu seinem 50. Geburtstag geschenkt bekommen hatte, und eine Wanderung zum Watzmannhaus auf dem beeindruckenden Watzmann. Wir hielten häufig an, um all die Schönheit um uns herum zu fotografieren, aber als wir uns der Mittelstation näherten, war die größte Begeisterung verflogen. Die Sonne brannte auf uns herab, unsere Wasserflaschen waren fast leer, und wir beschlossen, in einem kleinen Restaurant etwas zu trinken. Nach zwei großen Tassen Tee fühlten wir uns erfrischt für den Rest der Reise. Für einen Moment überlegten wir, ob wir uns von der Jennerbahn zurückbringen lassen sollten, aber die Ruhe und der Tee hatten uns gut getan und wir dachten, dass die zweite Hälfte nicht mehr lange dauern könnte. Leider haben wir uns geirrt. Außerdem haben wir versehentlich eine Umleitung gewählt. Die Hitze wurde immer stärker, und Muskeln und Füße protestierten. Wir verloren die Aussicht aus den Augen, sondern fixierten den Parkplatz am Königssee, wo mein Auto geparkt war. Ständig blickten wir hoffnungsvoll ins Tal, um zu sehen, ob wir uns dem Parkplatz bereits näherten, aber die Autos glitzerten in der Sonne und blieben sehr lange in Spielzeuggröße. Als wir schließlich todmüde in meinem kleinen Twingo saßen, konnten wir kaum nog etwas sagen. An diesem Abend fehlte uns der Mut, im Dorf essen zu gehen. Wir bedienten uns mit zwei Päckchen Tassensuppe und gingen sehr früh ins Bett. An ein erholtes Aufstehen am nächsten Tag war nicht zu denken. Im Gegenteil: Jeder Muskel protestierte. Stöhnend stiegen wir die Treppe unseres Gästehauses hinunter, um zu frühstücken. Später am Tag versuchten wir eine weitere Wanderung nach Berchtesgaden. Wieder waren die Temperaturen in tropische Höhen gestiegen und wir waren froh, zurück zu sein. Unsere überanstrengten Muskeln machten es uns in den folgenden Tagen ziemlich schwer. Über das Kehlsteinhaus und den Watzmann haben wir nicht mehr gesprochen. Die Moral von der Geschicht': Hochmut kommt vor dem Fall, aber Übermut ist auch nicht viel besser.

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